
Meyn Info: Frau Hansen, vielen Dank, dass Sie sich uns zur Verfügung gestellt haben. Wir haben Sie im Dezember vergangenen Jahres gefragt, auf der Ausstellung „Langes Tannen“, ob Sie uns zur Schulübertragung ein Interview geben würden. Sie waren sich damals in ihrer gehaltenen Ansprache ziemlich sicher, dass die Probleme, die es noch bei der Schulübertragung gibt, eher kleine Probleme sein würden. Was hat nicht geklappt?
Hansen: Ich war wirklich sehr guter Hoffnung, dass wir die Schulübertragung verhandelt bekommen. Wir haben ein Mediationsverfahren durchgeführt, für das wir auch einen guten Mediator gefunden haben. Wir waren der Hoffnung, dass das Ergebnis, das er erzielte, anerkannt wird. Dem ist leider nicht so. Ich habe ein Mandat von meiner Politik, aber mit dem Kreis gibt es noch Unstimmigkeiten und Beratungsbedarf. Es geht wirklich nach wie vor um die Summe für die Fördermittel.
Meyn Info: Dürfen Sie da Zahlen nennen, um die es geht?
Hansen: Wir sind mittlerweile bereit, eine sechsstellige Summe zu zahlen. Wir hatten ja eigentlich eine 0-€-Lösung angestrebt, aber auch mit dem Hintergrund, dass alle Maßnahmen am LMG, die nach 2009 erfolgt sind, uns angerechnet werden, und alles, was vor 2009 ausgegeben wurde, dem Kreis.
Meyn Info: Warum schafft man sich nicht in Uetersen und im Kreis Pinneberg zu einigen, was in allen Fällen möglich war?
Hansen: Das liegt daran, dass der Kreis Pinneberg als einer der ersten im Land Schleswig-Holstein die doppelte Buchführung eingeführt haben, die alles transparent macht. Deshalb fordert der Kreis einen Ausgleich über 25 Jahre, gegen den wir sind, weil wir in das LMG investieren möchten und nicht das Geld, das dem LMG ja eigentlich zusteht, durch die Schulbeiträge an den Kreis weiterleiten möchten.
Das sind mehrere Millionen, die noch strittig sind.
Meyn Info: Der Kreis folgt dem Mediator nicht und dreht die Uhr weit zurück?
Hansen: … dreht die Uhr zurück oder … nein, nein, das stimmt nicht. Der Kreis ist ja auch verantwortlich für gesamten Kreis Pinneberg. Es kann auch noch gut ausgehen, es ist noch offen.
Meyn Info: Was ist Ihre persönliche Prognose?
Hansen: Meine Prognose ist, dass wir ein Ergebnis in diesem Jahr erzielen werden. Ich gehe nicht von einem Gerichtsverfahren aus.
Meyn Info: Was heißt, dass es eine Einigung in 2012 geben wird oder es würde prozessiert werden?
Hansen: Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit, nämlich Miete zu zahlen, was ich mir aber eher nicht vorstellen kann. Solange wir keine Einigung haben, muss der Kreis Investitionen jetzt tätigen, denn er ist zuständig für das Gebäude. Also, größere Investitionen. Wir machen nur kleine bauliche Unterhaltungen und kleine Anschaffungen. Der Kreis ist zuständig, wenn größere Maßnahmen anstehen, z.B. Toiletten.

Meyn Info: Wir haben ja gewisse Zweifel, dass der Kreis investiert. Es sind ja 2011 keine Mittel geflossen.
Hansen: Darum haben wir auch beide das Interesse, dass das schnell verhandelt wird, auch wenn es jetzt ein bisschen zögerlich geworden ist, aber wir haben beide kein Geld zu verschenken.
Meyn Info: Wir fragen noch einmal nach dem worst case: Prozesse können ja auch durch verschiedene Instanzen gehen…
Hansen: Ich habe mit den Politikern des Kreises Kontakt, das will niemand. Jeder weiß, das würde für das Gymnasium nicht gut sein. Und Kreis und Stadt haben natürlich ein Interesse, dass die Schule gut weiterläuft, die Anmeldezahlen hoch bleiben, die Arbeit gut fortgeführt wird. Es geht jetzt nur darum, wie wir den Preis so gut hinkriegen, dass wir alle damit leben können.
Meyn Info: Können Sie noch ein paar konkrete Dinge nennen, die Sie haben machen lassen?
Hansen: Defekte Fenster repariert, Dachleckage bei der Sporthalle, Beleuchtung bei der Schulleitung geändert, Basketballfeld repariert.
Meyn Info: Welche Gelder stehen 2012 zur Verfügung?
Hansen: Insgesamt über 600 000€ und davon zahlt die Stadt Uetersen 120 000, das andere sind Fördergelder vom Land.
Meyn Info: Nach einem Gutachten, das Sie in Auftrag gegeben haben, hat die Schule einen Sanierungsbedarf von über 10 Millionen. Wie geht die Stadt denn damit um?
Hansen: Ja, die Stadt wartet genau darauf, sie muss aber erst einmal Träger des Gymnasiums sein und dann die Investitionen starten, wie es uns möglich ist.
Meyn Info: Die umliegenden Gemeinden zahlen Schulkostenbeiträge für ihre Schüler, 250€ pro Schüler pro Jahr. Für 40 Prozent unserer Schüler, die aus Uetersen kommen, erhält die Schule dieses Geld nicht mehr. Finden Sie nicht, dass wir jetzt schlechter gestellt sind?
Hansen: So machen wir das mit den anderen Schulen auch und so macht das jede Stadt.
Meyn Info: Was kann die Schule noch tun, um ihre Lage zu verbessern?
Hansen: Also, wenn ich ganz ehrlich bin, wäre mir natürlich am liebsten, die Schule hätte das Vertrauen, dass wir uns kümmern, dass die Verhandlungen laufen. Es verhärtet auch die Fronten, wenn sich immer mehr einmischen. Es ist im Moment so, dass wir wirklich im Gespräch sind.
Meyn Info: Also, die Politik hat Verantwortung für die Schulen und wir müssen Vertrauen haben?!
Hansen: Die fühlen sich verantwortlich, die fühlen sich, wenn es zu viele öffentliche Darstellungen von der Presse gibt, einfach auch nicht verstanden. Das ist auch schwer, wenn sich alle nicht verstanden fühlen, und bringt keine gute Bewegung in die Sache. Im Moment empfinde ich unsere Politik hier in Uetersen wirklich so, dass sie eine Lösung finden wollen.
Meyn Info: Wir möchten aber doch noch einmal etwas nachfragen – vielleicht klingt das etwas polemisch: Kann sich eine Stadt wie Uetersen, die so wenig Geld hat, eine Schule dieser Größenordnung – wir sind eines der größten Gymnasien des Landes – überhaupt leisten? Kann es sich diese Stadt denn leisten, wenn die Zuschüsse aus Töpfen des Landes, des Bundes nicht mehr fließen.
Hansen: Die Stadt Uetersen kann es sich genauso leisten wie jede andere Stadt natürlich auch, wir kriegen ja Schulkostenbeiträge und noch weitere Förderprogramme. Das Schulgesetz wurde geändert, dadurch ist das Gymnasium an die Stadt gekommen, dadurch haben wir eine Schule mehr, worüber wir uns auch wirklich freuen. Wir haben das Gymnasium immer in unserer Stadt gehabt, seit 1923. Wir kriegen die anderen Schulen auch gut hin, wenn wir dran bleiben und stetig investieren.
Meyn Info: Gibt es eine zeitliche Perspektive für einen Beitritt zum Schulzweckverband mit Tornesch?
Hansen: Wir haben schon darüber vorverhandelt. Wir warten da noch auf die Übertragung des LMG. Wir haben auch schon ein Grundsatzpapier.
Meyn Info: Ok. Und – eine letzte Frage: Wie sehen Sie die Schule in 10 Jahren?
Hansen: Die Prognosen sind, dass die Schülerzahlen zurückgehen, auch am LMG. Es werden Räumlichkeiten in der Rosenstadtschule frei, die ja jetzt auch schon genutzt werden. Räume anbauen sehe ich auch in den nächsten 10 Jahren nicht. Jetzt fangen wir ja erst einmal an, dass oben die Räume ausgebaut werden und im Keller. Dann muss man eine Lösung finden, die mit wenig Geld verbunden sind. Aber das werden Sie auch erleben, wenn das LMG im Schulzweckverband ist.
Meyn Info: Frau Hansen, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!
Hansen: Ich bedanke mich aber auch bei Ihnen, auch für das Engagement, das Sie mitbringen, auch in Bezug auf die Mensa, das ist wirklich klasse zu sehen, wie sie alle zusammen an einem Strang ziehen.