Nachgefragt!


„Mir hat es sehr gut gefallen, die Möglichkeit gehabt zu haben, mit einer Politikerin wie Claudia Roth zu sprechen“, sagte ein Elftklässler über die Veranstaltung mit Claudia Roth. Tatsächlich war es etwas Besonderes, dass die Bundesvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen bei uns anfragte, ob sie mit unseren SchülerInnen über Rechtsextremismus und Nationalsozialismus diskutieren dürfe.
Claudia Roth hinterließ bei der Veranstaltung vor rund 100 Schülern und Lehrern im bis auf den letzten Platz belegten Sprachlabor Eindruck, vor allem persönlich: „Ich hätte nicht gedacht, dass Politiker so offen sind und so fröhlich eingestellt sein können“, so ein Schüler. Jugendlich ungeniert meinte ein weiterer, Claudia Roth sei eine „nette Politik-Omi“.

Die Fragen stellten nur eine Handvoll der anwesenden Schüler. Die anderen waren wohl doch etwas von der Präsenz einer deutschen Spitzenpolitikerin und dem NDR-Fernsehen eingeschüchtert.

Frau Roth machte sich die Zurückhaltung der Schüler nicht zu eigen. Oft bildete ihre eigene Biografie den Ausgangspunkt für ihre politische Bewertung. Die Schüler überzeugt dies nicht immer. Frau Roth, so meinte einer, habe „oft um die Frage herumgeredet“. Sie präsentierte sie sich als ein Politiker-Typus, deren Positionen aus den eigenen Erfahrungen resultierten. Emotionen waren in ihrer politischen Bewertung leitender als ein systematisch-analytischer Zugang.
Inhaltlich vertrat sie weitgehend die Linie ihrer Partei. Sie lehnte Rechtsextremisten ab. Zudem sah sie bei Fragen der Integration vor allem die Bringschuld bei der Mehrheitsgesellschaft, die Hürden der Diskriminierung abbauen solle.

Überraschender war hingegen, dass sie sich durchaus kritisch mit der Vergangenheit der eigenen Partei auseinandersetzte. Sie stimmte zu, dass die Begründung für den Kosovo-Krieg im Jahre 1999, der erste deutsche Angriffskrieg nach 1945, ein Fehler ihrer Partei gewesen sei. Damals begründete die rot-grüne Bundesregierung den Krieg damit, dass im Kosovo angeblich Konzentrationslager gewesen wären.

Bemerkenswert ist auch, dass Claudia Roth zusagte, sie wolle sich um Fördergelder bemühen: Mit 3000 Euro soll die Vergangenheit ihrer eigenen Partei durch ein Schüler-Forscherteam vom LMG aufgearbeitet werden.
Nach der Veranstaltung besuchte Claudia Roth noch die Ausstellung zur nationalsozialistischen Geschichte, die eine zehnte Klasse unter der Leitung von Peter Schmidt konzipiert hatte. Am Ende waren damit die Meisten sehr zufrieden. Und sicher ist eines: Nun wissen alle der anwesenden LMG-Schüler, wer Claudia Roth ist.

S. Zankel