Oh mein Gott!

In der Aula des LMG erlischt das Licht und wir tauchen ein in eine Zeit, in der es noch keine Vaterschaftstests gab. Nicht einmal die Evangelien waren geschrieben. Die Zweifel Josephs sind deshalb aber keinesfalls geringer, ob der kleine Jesus wirklich sein Sohn ist... Schließlich sind Maria und Joseph nur verlobt und dieser eigenartige „Herr Imhimmel“ (alias der heilige Vater, alias Herr Gott, alias…) trieb sich in letzter Zeit auch bedenklich oft bei Maria herum.
Die „Neuzugänge“ der Theater-AG eröffnen das Stück mit einem selbst entwickelten Vorstück und offenbaren die nicht ganz einwandfreie Beziehung von Joseph und Maria. Sie will reden, er geht lieber arbeiten. Er wird seine Krippe nicht los, Jesus bekommt ein Bett...
Nun muss natürlich die Wahrheit ans Licht kommen, man zieht vor Gericht und dort geht die Verwirrung erst richtig los. Das Theater am LMG läuft zu Höchstform auf: Zickige Anwältinnen gehen sich mit Zitaten aus noch nicht geschriebenen Evangelien auf die Nerven, der „heilige Vater“ muss unbedingt Liegestütz machen, um alle von seiner Vitalität zu überzeugen, jeder Zeuge erzählt etwas anderes, der heilige Geist erscheint gar ein bisschen senil. Und über allem wacht der Richter mit seinem besserwisserischen Gerichtsschreiber, der zu der unangenehmen Sorte Besserwisser gehört, die dann auch wirklich Recht hat.
Zur Klärung der Vaterschaft kommt es nicht, doch scheinen alle zufrieden: Joseph bekommt seine Alimente von Herrn Gott, Herr Gott sieht bewiesen, dass er keinesfalls zu alt ist, Kinder in die Welt zu setzen, und die Anwältinnen haben mit den sich prügelnden Evangelisten neue Klienten gewonnen.
Doch mit dem Stück ist natürlich auch eine Menge Arbeit verbunden! So hieß es im Endspurt vor der Premiere für die Theater-AGler bis zu fünfmal pro Woche „Antreten zur Probe“. Im Freundeskreis und in der Familie kamen so manche Fragen auf. Man fragt sich selbst: Warum tue ich mir das an? Wieso soll ich meine Freizeit an unzähligen Abenden in der Schule verbringen?
Die Fragen sind natürlich berechtigt. Wer das Resultat dieser enormen Arbeit sieht, kann zwar eine gute schauspielerische Leistung erkennen, doch das Eigentliche, was dahinter steckt, bleibt verborgen.
Erst wenn die Darsteller nach fast zwei Stunden Schauspiel auf die Bühne treten und sich verbeugen, kann man erkennen, dass jeder Schauspieler vom Applaus lebt. In diesem Moment zeigt sich, was für eine wundervolle Gruppe man da vor sich hat, die während der zahllosen Proben zu einer Art zweiter Familie zusammengewachsen ist – sowohl auf der Bühne als auch Backstage, wo jedesmal in einem überfüllten Raum vor einem kleinen alten Röhrenmonitor kräftig mitgefiebert wird.
Wenn nach einem gelungenen Auftritt die Anspannung abfällt und alle sich vor Freude in den Armen liegen, dann weiß man, dass es sich gelohnt hat. Eine Gruppe wie diese gibt es nicht oft, darum ist es immer wieder von neuem traurig, wenn die Abiturienten – dieses Jahr ganze elf! - von den Brettern, die die Welt bedeuten, in die große fremde Welt entlassen werden müssen. Doch die Gewissheit, dass es jeden früher oder später zumindest zum Besuch in die Aula zurückzieht, lässt einen freudig auf die nächsten Proben blicken.
Für die Zuschauer hat es sich natürlich auch gelohnt. Die Lachmuskeln wurden trainiert bis zum Muskelkater und sicher ging niemand nach Hause, ohne einen Abend exzellent unterhalten worden zu sein. Zu verdanken haben wir das alles Herrn Gunst und Herrn Manthey, die keine Zeit und Mühen gescheut haben, um eine so hervorragendes Inszenierung zu erarbeiten. Vielen, vielen Dank dafür, wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!

Birte J., 12d und Jana L., 12c