Paris? Ein Paradies?!

Paris? C’est le paradis! Wird sich dieser Ausspruch bewahrheiten? Voller Vorfreude und Erwartungen an unsere Studienfahrt im 11. Jahrgang bestiegen wir in Hamburg unser Flugzeug, das sicher auf dem Rollfeld des Flughafens Charles de Gaulle aufsetzte. Aber was war das? Ein wolkenbruchartiger Regenguss überschwemmte die Straßen, sodass uns ein mitleidiger aber gutgelaunter Busfahrer schon gleich ein Stück umsonst mitnahm, weil wir so “mignonnes - niedlich“ waren. So sind sie eben, die Franzosen! Und somit Kapitel 1 der Landeskunde : “Komplimente gehen diesen Franzosen leicht über die Lippen.“
Endlich im richtigen Bus sitzend, schob dieser sich im Schneckentempo und bei immer noch strömendem Regen auf der Periphérique vorwärts, um schließlich bei der Porte de Clignancourt vollends zum Stehen zu kommen. So erreichten wir unser Hotel am
Gare de l’Est nach fast zwei Stunden, glücklich unsere gemütlichen Zimmer beziehen zu können.
Aber was war das? Da funktionierte doch die Spülung einer Toilette nicht. Hilfe, Frau Bekemeier! Nachdem Monsieur von der Rezeption zweimal selbst mit Zange und Schraubenzieher Hand angelegt hatte, wurde der Schaden schließlich vom Fachmann am Samstagmorgen repariert. “C’est fini, tout va très bien, Madame la Marquise.“ Wir waren überglücklich und lernten Kapitel 2 der Landeskunde : “Alles geht besser mit einem Lächeln, immer schön freundlich und vor allen Dingen Geduld haben.“
Und schon stand Kapitel 3 der Landeskunde an: “Sind die Franzosen nun das Völkchen der Schnecken- und Froschschenkel-Esser und der blutigen Steaks?“ Fürs erste ließen wir uns die Pizza und den Salat beim gemeinsamen Abendessen schmecken, nachdem unsere Nasenflügel die Düfte der marrokkanischen, senegalesischen, asiatischen, indischen,
antillischen Küche des 11. Arrondissements aufgesaugt hatten. Doch was war das? Da legte doch so ein junger Bengel beim Verlassen des Restaurants einen Zettel mit einer Telefonnummer auf unserm Tisch ab. Und daran lernten wir Kapitel 4 der Landeskunde : “Als ewiger Charmeur kann der Franzose nicht umhin zu flirten oder auf plumpe Weise anzubaggern“.
Doch nun sollte das Abenteuer Paris richtig beginnen. Wir stiegen zum Montmartre empor, nicht ohne einen Blick in das grün-lila-neondurchstrahlte Café der Amélie Poulenc aus dem gleichnamigen Film zu werfen.
Wir lernten, dass französische Friedhöfe ein Stein- und Skulpturenmeer sind
und suchten auf dem Friedhof von Montmartre die Büsten von Heinrich Heine, Zola und Berlioz auf. Das ehemalige Künstlerviertel vom Montmatre mit seinen engen Kopfsteinpflastergassen, den vielen nach Kundschaft suchenden Porträtisten und natürlich mit der Zuckerbäckerkirche und ihrem freien Blick über die mit kleinen Schornsteinen versehenen Dächer von Paris gefiel uns allen sehr.
Ins Staunen versetzte uns der Eiffelturm, diesmal in einem Kleid aus grünen, roten und blauen Lämpchen. Als zur vollen Stunde sein Licht erstrahlte, entlockte er auch uns ein Ahhh ... und Ohhh.... auf der Plattform des “Trocadero“. Später dann fuhren wir mit dem Fahrstuhl bis auf seine zweite Etage und bewunderten die tausend bunten Lichter des Pariser Nachtlebens.

In den folgenden Tagen standen nur die besten Sehenswürdigkeiten auf dem Programmzettel:
im Louvre zeigte uns unsere Museumsführerin nicht nur Bilder von Botticelli, die gigantische Statue der Nike von Samotrakis oder die von japanischen Touristen umringte Venus von Milo, sondern auch die goldverzierten und prunkvollen Gemächer der Könige sowie deren Kronen, Geschmeide und Waffen. Die Mona Lisa erwies sich für uns jedoch eher als unspektakulär, sodass wir es uns sehr schnell in den Tuilerien-Gärten gemütlich machten.
Wir besichtigten den Invalidendom mit dem gigantischen Grab von Bonaparte, entspannten in dem wunderschönen Park des Musée Rodin und sahen noch einmal alle wichtigen Gebäude der Stadt während unserer Bootsfahrt auf der Seine. Les Galéries Lafayettes, le Centre Pompidou, le Musée d’Orsay, le Jardin du Luxembourg, Nôtre Dame… unsere Entdeckungstour wurde durch das Ende des Aufenthaltes gebremst.
Diesmal verließen wir die Stadt aus Zeitgründen mit dem RER, dem Äquivalent einer
S-Bahn. Und hier kommt Kapitel 4 der Landeskunde : “Unruhen in den Vorstädten (banlieues) hautnah erlebt“. Auf die Zuggleise wurden Steinsbrocken geworfen, sodass der gesamte Zugverkehr zum Stillstand kam und Sicherheitskräfte aufmarschierten. Bange anderthalb Stunden harrten wir aus, in gleißender Sonne ohne einen Luftzug durch Fenster oder Tür auf offener Strecke. Bisweilen eine undeutliche Lautsprecheransage und das Rieseln des Angstschweißes im Rücken. Wir haben unseren Flieger noch erwischt, weil wir früh genug aufgebrochen waren. Voll von diesen Eindrücken setzten wir die Füße wieder auf Hamburger Boden und danken unseren beiden Lehrerinnen Frau Blocher und Frau Bekemeier für ihr nimmermüdes Engagement, ihre frankophile Gesinnung, die uns bisweilen ansteckte, und die tolle Organisation.
Die Parisfahrerinnen