Zwischen Theater und Buchenwald

Nebeneingang der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Goethes Sommerhaus

Noch eine Cola, bitte.

Vita oder Coca Cola?

Normale Cola.

Gut, kommt sofort.

Zwei Minuten später: Vita Cola steht auf dem Tisch.

Alles ist ein bisschen anders hier in Thüringen, genauer gesagt in Weimar. Die Vergangenheit ist noch immer spürbar. Das bevorzugte Getränk, die getünchten ehemals grauen Gebäude, die Stadtführung im besten Sächsisch, die Jugendherberge vier Kilometer von der Stadt entfernt im nirgendwo. Kein Netz.

Nachdem unsere aus mehreren Profilen des 12. Jahrgangs bestehende Gruppe nach fünfstündiger Fahrt unsere Zimmer im Jugendgästehaus „Am Ettersberg“ bezogen hatten, gab es schon Abendessen. Mandarinen- und Pfirsichgetränke aus dem „Aroma-Safe“ sorgten für ein Geschmackserlebnis der besonderen Art. Danach galt es irgenwie der Einöde zu entfliehen, was glücklicherweise fast allen mittels Taxis gelang.

Der zweite Abend war da schon deutlich interessanter: Im Nationaltheater Weimar wollten wir uns
„Emilia Galotti“ ansehen. Modern würde es werden, das sah man schon an der Eintrittskarte: "emilia galotti von gotthold ephraim lessing“ hieß es da
- in Kleinbuchstaben. Wie viel „Emilia“ steckte also noch in „emilia“?

Nach der Vorstellung Ernüchterung: Manchen war auch nach mehr als einer Stunde nicht klar, wer überhaupt wen darstellte. Die erste Vorstellung nach der Premiere, von uns und einer anderen Schulklasse nur halb gefüllt, wurde den Kritiken gerecht: „110 Minuten Leidenszeit“, „Lauter Langeweile“, „Totale Zertrümmerung des Stückes“, „Bühnenmord an einem Klassiker“. Trotzalledem endete der Samstag versöhnlich. Wir fanden uns in Lokalen in der Altstadt zusammen, um den Abend ausklingen zu lassen.

Der Sonntag stand nun schon im Zeichen der Abreise, doch ein großer Programmpunkt wartete noch auf uns: Der Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald. Zwei Stunden lang zeigten uns zwei Angestellte das Gelände.

Das umstrittene Buchenwald-Mahnmal von Fritz Cremer

Besonders eindrücklich war das Krematorium, das fast vollständig erhalten war. Dort wurden von den Nationalsozialisten von 1937 bis 1945 56.000 Menschen getötet und verbrannt, darunter politische Gegner, Sinthi und Roma, Homosexuelle und Juden.

Nachdenklich und zum Teil sehr betrübt stiegen wir wieder in den Bus. Mit jedem zurückgelegten Kilometer besserte sich die Stimmung jedoch, bis wir schließlich am Abend wieder in Uetersen ankamen.

Unser Fazit: Eine Reise mit vielen Überraschungen. Danke dafür an Frau Reich und Frau Antal, die uns dies ermöglichten sowie dem Verein der Freunde, der uns finanziell unterstützte.

Jan G., 12a