Es stinkt, es quietscht, es schmatzt


Schweißperlen haben sich auf seiner Stirn gebildet. Konzentriert und mit routinierter Bewegung führt Herr Jotter mit seiner rechten Hand die mit gelber Farbe getränkte Malerrolle geschickt über die grauen Wände der Biologieräume. Jedes Mal, wenn Rolle und Wand einander berühren, ist deutlich ein schmatzendes Geräusch zu vernehmen.
Nur wenige Schritte von ihm entfernt steigt sein Sohn Lennart aus der 6e gerade mit vorsichtigen Schritten die quietschende Leiter hinauf, um mit dem Pinsel die mit Spinnweben verhangenen Deckenkanten in Farbe zu ertränken.
„Iieeh“, kreischt Max, ebenfalls aus der 6e, als ihm Bastian aus der Biologie-AG einen stinkenden Apfelgriebs unter die Nase hält, den ein gelangweilter Schüler vor gefühlten 30 Jahren mit unbedachter Sorglosigkeit auf einen der Biologieschränke bugsiert haben muss.
„Normalerweise arbeite ich mit meinem Kollegen allein“, gesteht der gelernte Maler Herr Jotter mit einem Grinsen auf dem Gesicht, als er, sich nur kurz eine Verschnaufpause gönnend, die um ihn herumwirbelnden Helfer betrachtet. So viele Menschen sei er nicht gewohnt. Damit meint Herr Jotter die vielen SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen, die entschlossen ein gemeinsames Ziel verfolgen: die Verschönerung der Biologiehörsäle.
Die Idee zu dem Projekt kam von SchülernInnen aus der Biologie-AG, die die farblosen und öden Räume gründlich satt hatten. Um das Vorhaben in die Tat umzusetzen, traf man sich an zahlreichen Nachmittagen, um Schränke zu entrümpeln, Wände zu streichen, Pflanzen zu kaufen und Bilder anzubringen. Auch wurde fleißig Kuchen gebacken, um einen Teil der Kosten zu decken.

Wenn Herr Jotter an diesem Tag endlich seinen wohlverdienten Feierabend antreten wird, werden ein langer Arbeitstag und fünf Stunden Streichen in der Schule hinter ihm liegen sowie vor ihm die Gewissheit, dass er in dieser Nacht von gelber Farbe träumen wird.

An diesem Projekt waren eine Reihe von Helfern beteiligt, denen es zu danken gilt. Ein großer Dank geht an den Verein der Freunde für die finanzielle Unterstützung, an die Eltern für die leckeren Salate und Kuchen, an Herrn Kuckhoff, der uns seine Naturfotografien verkaufte, an die 6e für das Abkleben der Räume und an Frau Heye, Herrn Ladiges, die Biologie-AG sowie Cindy Hildmann, Timo Hobelsperger und Mareike Voß aus dem 13. Jahrgang für das Streichen der Räume.
Besonders zu danken ist Herrn Jotter, der uns Geräte und Werkzeug sowie seine Fachkompetenz kostenfrei zur Verfügung stellte und sich selbst nach einem langen Arbeitstag an zwei Nachmittagen die Zeit nahm, uns beim Streichen der Räume zu unterstützen. Ohne ihn wäre dieses Vorhaben gar nicht möglich gewesen.

D. Schmidt