Die Rose von einst steht nur noch als Name. Mit diesem Zitat endet Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose" und blickt damit etwas wehmütig auf die Vergänglichkeit des Äußerlichen und betont den Wert des Geistig-Ewigen. Während Blumen, Lebewesen und Gebäude vergehen bzw. verschwinden, bleiben in unseren Gedanken, unterstützt durch die schriftliche Überlieferung, Erinnerungen bestehen. Diese überdauern eine größere Zeit und werden ein Stück weit ewig, nachdem die sichtbaren Spuren verschwunden sind. Zugegeben – von dieser Form der Ewigkeit ist das LMG in unseren Augen im Augenblick weit entfernt, denn tägliche Veränderungen machen es in seiner Substanz noch fester und verhindern die Zerstörung durch den Schwamm. Aber die Frage, was man sich über das LMG in einigen hundert Jahren erzählt, wenn das Gebäude einmal nicht mehr steht, ist schon eine spannende. Und Schulleiter prägen eine Schule sowohl äußerlich sichtbar in der Gegenwart als auch geistig und gedanklich – vielleicht über die engere Gegenwart hinaus. Begeben wir uns nun auf eine Spurensuche von sichtbaren Zeichen und möglichen die Zeit überdauernden Erinnerungen an Herrn Lohmann.
Das LMG aus der Luft, fotografiert von Matthias Gloy, zeigt uns die sichtbaren Zeichen der Ära Lohmann, die nachhaltig ins Gebäude eingeprägt sind. Ganz offensichtlich oben im Bild – der Anbau des Oberstufengebäudes, dessen Dach sich in leuchtendem Rot von den übrigen Dächern unterscheidet – zwei Bauabschnitte, die Platz für moderne Klassen- und Computerräume geschaffen haben. Vorn rechts ziert ebenfalls ein neues Dach den schönsten Raum der Schule, das Sprachlabor, das unter Herrn Lohmann vollständig erneuert wurde – der Einstieg in die letzte Schaffensperiode unseres baubegeisterten Chefs. Die Außenfassade des Haupteingangs ist schon fertiggestellt, der Schwamm weicht Raum für Raum, und hier gut sichtbar sind die Renovierungsarbeiten am Lehrerzimmertrakt. Durch das geöffnete Dach, hier blau abgedeckt, wurden soeben die Treppenelemente für den sogenannten Mäuseturm eingeführt. Nur zu erahnen sind neue Räume unter den Dächern und in Kellergemächern. Der hier nicht mehr zu sehende neue Speisesaal der Mensa muss als bauliches Spätwerk unseres Schulleiters ebenfalls erwähnt werden.
Und das, was die sichtbaren Spuren der Zeit überdauert, wenn das Gebäude einmal nicht mehr steht, sind die vielen Erinnerungen an unseren Schulleiter sowie Aufzeichnungen von und über ihn. Wenn Dr. Zankels Erben als Junghistoriker mehrere Jahrhunderte später in Zeitzeugnissen forschen und die Puzzleteile mündlicher Überlieferungen zusammensetzen, müssten sie im Fall Lohmann Schriftstücke und Erzählungen eines kritischen Schulleiters finden, der oft wütend war über überstürzte Reformen aus dem Ministerium, der taktisch klug und penetrant die Kieler Obrigkeit nerven konnte, um die richtigen neuen Lehrer, zu denen er Kontakte hergestellt und gepflegt hatte, auch zugewiesen zu bekommen. Einer, der nicht auf Konfrontation gesetzt hat, der Menschen für seine Ideen begeistern konnte. Einer, der rund um die Uhr für seine Schule gelebt und gebrannt, überall selbst Hand angelegt hat, um ein gutes Beispiel zu geben. Einer, der kein Schulkonzert und keine LMG-Theateraufführung verpassen wollte und der sich in den Pausen und danach stets ungezwungen und kommunikationsfreudig seinen Schüler/innen, Eltern und Kolleg/innen hingegeben hat. Und seine vielleicht größte Leistung ist, dass er die Initiativen aller am Schulleben Beteiligten nicht behindert, sondern aktiv gefördert hat. Unsere Zeitung gibt Beispiele für ein sehr lebendiges Schulleben.
Aus Sicht der Redaktion danken wir Herrn Lohmann besonders dafür, dass das Meyn Info in seiner Amtszeit trotz seiner Distanz zum Internet online gehen konnte und dass er uns als gründlich-kritischer Lektor sehr unterstützt hat. Diesen Posten bieten wir Ihnen, Herr Lohmann, hier ausdrücklich auch für die Zukunft an.
Good bye und auf eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit!
R. Brüggemann
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