Das Internet vergisst nie

Ein Projekt zum Thema „Medienkompetenz und Gewaltprävention" in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt und dem Fachdienst Jugend

„Du bist gegruschelt worden." Ein Lächeln zeichnet sich auf Veras Gesicht ab. Vera hat es schon längere Zeit geahnt, Frank hat ein Auge auf sie geworfen, nun hat er sie gekuschelt. Aufgeregt schreibt sie Frank eine Nachricht auf seine Pinnwand. Zum Glück hat sie gerade gestern noch daran gedacht, ihren Beziehungsstatus von „vergeben" auf „Single" zu ändern. Sie würden so wunderbar zusammenpassen! Auch er ist in der Gruppe „wikipedia macht meine hausaufgaben" mit über zwanzigtausendzweihundert weiteren Mitgliedern.

Vera ist eine der 5,6 Millionen NutzerInnen des schülerVZ. Was für Nichteingeweihte fremd klingt, ist für viele NutzerInnen von Online Communities, wie z.B. schülerVZ, studiVZ und MeinVZ, nichts Ungewöhnliches. Vera wurde von Frank via Internet gerade gegrüßt und gegruschelt. Gruscheln dient vor allem der Kontaktaufnahme. Freunde können so signalisieren, dass sie an einen gedacht haben.

Soziale Netzwerke bieten ihren sogenannten Usern die Möglichkeit, Menschen aus aller Welt kennenzulernen oder bereits bestehende Freundschaften zu pflegen. Es werden private Informationen, wie z.B. Interessen, Vorlieben, Hobbys und Einstellungen, ausgetauscht. Die Generation Web 2.0 ist nun nicht mehr länger nur passiver Konsument, sondern kann selbst Internetinhalte mitgestalten. So ist es möglich, eigene Beiträge wie Bilder, Videos und Musik z.B. über YouTube ins Netz zu stellen oder auch Online-Lexikon-Einträge zu verfassen.

Die Nutzung bzw. Zugehörigkeit virtueller Gemeinschaften ist für den Großteil der Jugendlichen bereits Alltag. Grund genug, dachten wir uns an unserer Schule, um mit SchülerInnen neben den Chancen auch über die Gefahren von Sozialen Netzwerken ins Gespräch zu kommen. Dazu wurde erstmals in allen 8. Klassen der Schule jeweils an einem Vormittag ein Projekt zu dem Thema „Medienkompetenz und Gewaltprävention" durchgeführt. Dies erfolgte in Zusammenarbeit mit Herrn Susczyk von der Arbeiterwohlfahrt der Region Uetersen / Tornesch und Frau Köhler vom Fachdienst Jugend des Kreises Pinneberg.

Im Rahmen des Projekts erstellten die SchülerInnen ein Profil zu ihrer Person, welches sie so auch ins Internet stellen würden. Die meisten SchülerInnen gaben bereitwillig Angaben zu ihrer Person preis. Es gilt offensichtlich die Devise: Je mehr ich über mich schreibe, desto interessanter bin ich. Häufig ist den Jugendlichen nicht klar: Das Internet vergisst nie. Einmal ins Netz gestellte Daten lassen sich nur mühsam wieder löschen. Auch dass man anhand von Informationen zum eigenen Sportverein unfreiwillig jedermann Auskunft darüber gibt, wann man sich wo gerade aufhält, lässt erahnen, welche Gefahren mit der Offenheit der Jugendlichen verbunden sein können.

Neben den Sozialen Netzwerken setzten sich die SchülerInnen auch mit dem Problem des Internet-Mobbings, dem sogenannten Cyber-Mobbing, auseinander. Im digitalen Zeitalter werden so gezielt alle möglichen Arten von Medien eingesetzt, um das Opfer bloßzustellen und zu bedrohen. Die Bandbreite reicht von ins Internet gestellten peinlichen oder auch demütigenden Bildern und Videos bis hin zu „Hass-SMS". Den Tätern ist dabei häufig nicht klar, dass es sich bei Cyber-Mobbing um eine Straftat handelt.

Das Präventionsprojekt hat deutlich gemacht, dass sowohl Eltern als auch LehrerInnen offen mit den SchülerInnen über den richtigen Umgang mit Sozialen Netzwerken sprechen müssen, um die Jugendlichen für einen richtigen Umgang zu sensibilisieren. Aus diesem Grund soll das Projekt in das Präventionskonzept der Schule aufgenommen und auch nächstes Jahr wieder in der Mittelstufe durchgeführt werden.

Frau Riebesam und ich danken allen KlassenlehrerInnen der 8. Klassen, die das Vorhaben unterstützt haben, sowie Herrn Susczyk und Frau Köhler für die engagierte Durchführung des Projekts.

D. Schmidt

Zu den Projekttagen schrieb Pelle aus der 8f:

Internetsucht, Datenklau und Cyberbullying sind nur drei von vielen Begriffen, die man in letzter Zeit des häufigeren, besonders im Zusammenhang mit Online Communitys, hören muss.

Leider gehen viele Jugendliche im Internet nicht sorgfältig genug mit ihren Daten um und wissen gar nicht, welchen Gefahren sie sich damit selbst aussetzen. Chatrooms werden leider immer häufiger für Mobbing missbraucht, und das nicht selten mit schwerwiegenden Folgen.

Oftmals wissen Schüler /-innen nicht, mit wem sie sich im Internet einlassen, und der Suchtfaktor darf dabei nicht unterschätzt werden. Doch dagegen wurde am LMG jetzt mobil gemacht! Frau Riebesam und Frau Schmidt organisierten in Kooperation mit der schulischen Gewalt- Präventionsstelle der Arbeiterwohlfahrt und dem Jugendfachdienst des Kreises Pinneberg für alle 8. Klassen einen Fachtag unter dem Motto Medienkompetenz und Gewaltprävention.

Zuerst sollten sich alle Schüler /-innen plakativ ein eigenes Profil erstellen, wie es z. B. bei schülerVZ üblich ist. Anschließend mussten die Mitschüler beurteilen, ob das Profil eventuell gefährlich sein könnte.

Zudem wurden durchaus hitzige Klassendebatten zu den besagten Themen durchgeführt. Zum Thema Internetmobbing wurden die Schüler mit zwei Beispielen konfrontiert, die zum Nachdenken anregten.

Die Online Communitys wie zum Beispiel Facebook oder studiVZ wurden nicht verteufelt, sondern lediglich hinterfragt und es wurde auf bestehende Gefahren hingewiesen. Alles in allem war die Resonanz aus der Schülerschaft sehr positiv und hat einigen möglicherweise auch die Augen geöffnet, sodass sie es sich nächstens zweimal überlegen werden, bevor sie Daten von sich im Internet preisgeben.

Pelle H. (8f)