Try and Tackle

Ein Gröhlen, Stöhnen, Seufzen, Jubeln, Fluchen und Jauchzen umgibt das Spielfeld. Spannung liegt in der Luft und geballte Konzentration bei Trainer und Mannschaft. Die SpielerInnen, ausgestattet mit Mundschutz rennen gnadenlos aufeinander zu, versuchen sich gegenseitig aus dem Weg zu räumen, um den Ball in die gegnerische Hälfte zu spielen. Die Körper und Kleider sind mit Erd- und Grasflecken übersät. Brutal sieht es aus, dieses Spiel, zumindest von außen. Anlass zu Sorge? Warum tun Kinder sich so etwas an? Und warum lassen Eltern so etwas zu? Sportlehrer Maik Gehrke stellt sich diesen Fragen.

MeynInfo: Herr Gehrke, dieser Sport ist nichts für „Weicheier“, oder? Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um an dieser Sportart Spaß zu finden?

M. Gehrke: Für Weicheier ist dieser Sport wirklich nichts. Mut ist mit Sicherheit eine Grundvoraussetzung. Wer den Körperkontakt, Schmutz und auch blaue Flecken scheut, wird sich beim Rugby nicht wohlfühlen. Doch um erfolgreich sein zu können, bedarf es vor allem der Bereitschaft, Neues zu lernen und sich verbessern zu wollen. 
 
MeynInfo: Was zeichnet einen Rugby-Spieler aus?

M. Gehrke: In einer Rugbymannschaft findet man sehr unterschiedliche Spielertypen. Da gibt es die schnellen, wendigen Spielerinnen und Spieler auf den Außenpositionen, die ihren Gegnern mit ihren rasanten Moves enteilen. In der Mitte dominieren die großen Jungs und Mädchen, die mit ihrer Kraft ihre Gegenüber auch gern mal frontal übers Spielfeld schieben. Und zuletzt gibt es natürlich die gewieften Taktiker, die durch ihre Übersicht alle besser machen können. Doch trotz aller Kraft und Schnelligkeit bedarf es auf jeder Position eines großen Spielverständnisses, Disziplin und einer guten Technik, an der man bei jedem Training arbeiten muss. 
 
MeynInfo: Was können SchülerInnen bei diesem Sport lernen?

M. Gehrke: Fast jede Schülerin und jeder Schüler wird im ersten Training mit Situationen konfrontiert, die er aus anderen Sportarten nicht kennt. Die körperliche Auseinandersetzung beim Tackling oder im Gedränge bedeutet eine ganz neue Erfahrung. Doch gerade in diesen Aktionen darf man nicht hitzig oder unbedacht agieren. Auch hier gilt das Fairplay und Disziplin als oberstes Prinzip. Man merkt schnell, dass man nicht allein ein Spiel gewinnen kann. Man lernt zusammenzuhalten, als Team zu agieren.

MeynInfo: Bei der Schulmannschaft handelt es sich ja um eine gemischte Mannschaft, sprich Mädchen und Jungen spielen gemeinsam. Haben Mädchen rein körperlich überhaupt die Voraussetzungen?

M. Gehrke: Körperliche Unterschiede sind kaum von der Hand zu weisen. Jedoch gibt es bei uns so manches Mädchen, das gut mit den Jungs mithalten können. Wer daran zweifelt, kann gern freitags nachmittags beim Rosenstadion vorbeischauen und sich selbst davon überzeugen. Allerdings haben wir inzwischen auch eine reine Trainingszeit für unsere Mädchen eingerichtet. Dabei entwickeln unsere Mädchen den gleichen Ehrgeiz und Siegeswille wie die Jungs.

MeynInfo: Die Schulmannschaft hat sich im letzten Jahr nun erstmals auch in einem regionalen Wettbewerb präsentiert und sich dabei motiviert und leistungsbereit gezeigt. Wie schätzen sie die Spiele ein?

M. Gehrke: Ich habe mich für die Mannschaft gefreut, dass sie diese Chance bekommen haben. Man konnte sehen, dass uns noch ein wenig Erfahrung fehlte. An Einsatzbereitschaft, Mut und Wille hat es allerdings nicht gefehlt. Auch technisch war das für die Premiere eine tolle Leistung. Ich glaube, jeder Einzelne konnte sehr interessante Erfahrungen machen und sich dadurch nicht nur rugbytechnisch weiterentwickeln.

Das Gespräch führte V. Reich