Costa Rica - ¡Pura Vida!

Liebe LeserInnen,
mein Name ist Swantje Ahrens und ich bin Schülerin des Ludwig-Meyn-Gymnasiums. Seit dem 1. Februar lebe ich in Costa Rica bei einer Gastfamilie in der Provinz Heredia. Da ich hier nun fast vier Monate wohne, habe ich natürlich auch schon viel erlebt. Davon möchte ich jetzt gerne ein bisschen berichten.
Bevor ich her kam, nutzte ich meine Zeit eher weniger, um Spanisch zu lernen. Dies machte mir den Anfang vielleicht nicht gerade einfach, doch nach bereits einer Woche fiel der so genannte „Smalltalk“ schon gar nicht mehr so schwer.
Meine Familie hat mich super lieb aufgenommen und alles dafür getan, dass ich mich wohlfühle. In den ersten Tagen gab es viele kleine Ausflüge in die Stadt. Wir besuchten den Zoo und auch einen der fünf aktiven Vulkane hier. Sein Name ist Vulkan Poas und liegt sehr nahe an meinem Wohnort. Dies war eines der größten Erlebnisse meines Lebens. Ich hatte zuvor noch nie so etwas Gewaltiges gesehen. Wir stiegen einen Berg bis zum Krater des Vulkans hinauf. Von dort aus konnten wir in die Öffnung des Vulkans sehen. In ihm bewegte sich grüne Masse, aus der Rauch aufstieg. Wir blieben dort gute drei Stunden. Doch auch nach diesen Stunden kann ich es noch immer nicht fassen, einen aktiven Vulkan gesehen zu haben.
Eine Woche später begann für mich dann die Schule, was hieß um 4 Uhr aufzustehen und um 7.20 Uhr im Unterricht zu sitzen. An meinem ersten Tag war ich besonders aufgeregt, da ich noch niemanden kannte und so ganz auf mich allein gestellt war. Doch nach bereits wenigen Minuten fiel diese Anspannung ab. Die Klasse war einfach zu laut und lebendig um sich dort als Schüler nicht sofort wohlfühlen zu können. Mir wurden viele Fragen gestellt und dadurch bildeten sich auch schon die ersten Freundschaften, die noch immer anhalten. Nach ein paar Tagen wurde mir klar, dass Schule hier keineswegs wie in Deutschland abläuft. Die meisten Schüler und Lehrer sind hier Freunde und umarmen sich oder sitzen auch mal nur eine Stunde da und unterhalten sich über die persönlichsten Dinge. So lebte sich Tag für Tag mein Alltag ein. Da ich erst um 4 Uhr aus der Schule zurückkam, war ich meist sehr erschöpft und hatte auch gar keine Zeit mehr etwas Großes zu unternehmen, doch an den Wochenenden ging ich viel mit Freunden in die Shoppingmall, ins Kino oder einfach zu jemandem nach Hause.
So gingen die ersten Wochen in Costa Rica schnell um. Doch es bildete sich in dieser Zeit auch ein Problem, dass nicht zu stoppen war. Meine Gastschwester fing an, sich mir gegenüber sehr merkwürdig zu verhalten. Sie fing an mich zu ignorieren und jeden Kontakt mit mir zu vermeiden. Dies blieb vom Rest der Familie natürlich nicht unbemerkt und sie versuchten alles, damit ich mich trotz dieser Situation in ihrem Hause wohlfühlte, da ich sie schon sehr lieb gewonnen hatte. So versuchten wir dieses Problem zu lösen. Meine Gastschwester wollte aber absolut nichts ändern und so war die Entscheidung gefallen, dass ich die Familie wechseln würde. Also zog ich zu meiner Klassenkameradin. Bereits zuvor hatte ich schon viel mit ihr und ihrer Familie unternommen, sodass ich keine Angst haben brauchte, dass mir so etwas noch einmal passieren würde.
Hier ist immer viel los. Meine Gasteltern sind immer gut drauf und kümmern sich einfach viel zu gut um ihre Kinder. Ich habe drei große Gastbrüder, die studieren und arbeiten und eine Schwester, mit der ich in eine Klasse gehe und in einem Zimmer wohne. Zudem leben hier zwei Hunde und eine Katze. Die Familie ist sehr spontan und wir machen viele kleine Ausflüge. Wir waren bereits ein Wochenende am der Pazifikküste in einem kleinem Hotel direkt am Strand. Dieses Wochenende schweißte uns sehr zusammen. Zudem sind wir Stammgäste bei den regionalen Fußballverein Heredia. In diesem Monat ist Heredia seit 19 Jahren das erste Mal wieder Champion geworden und so ist die ganze Stadt noch immer am feiern. Jede Woche lerne ich neue Verwandtschaft kennen, da meine Gastgeschwister um die 50 Cousinen haben, die alle schon Kinder haben. Die Übersicht habe ich deshalb schon lange verloren.
Mir bringt die Schule noch immer viel Spaß und es finden dort ständig Veranstaltungen statt. In ein paar Wochen haben wir dort ein kulturelles Festival, was drei Tage lang feiern bedeutet. In der Schule gibt es viele Aktionen und freies Essen für alle. Wer will das denn nicht erleben dürfen?
Von der Schule aus müssen wir im Moment 30 Stunden soziale Arbeit ableisten und so gehen meine Gastschwester und ich jede Woche sechs Stunden arbeiten. Auch das bringt viel Spaß und man lernt dadurch natürlich auch die verschiedensten Menschen und Orte kennen.
Mein Spanisch wird von Tag zu Tag immer besser und ich glaube, dass ich schon fließend sprechen kann. In der Schule wird viel Englisch gesprochen und so lebe ich hier auf sprachlicher Ebene ein bilinguales Leben.
Ansonsten kann ich eigentlich nur sagen, dass dieser Auslandsaufenthalt eine der besten Entscheidungen meines Lebens war. Ich genieße hier jeden Tag und habe mich schon längst in dieses Land verliebt.

Swantje A., 11b