
Die Lektüre von Waldtraut Lewins Jugendbuch "Paulas Katze" warf zunächst viele Fragen auf: Wie erlebten Juden im Allgemeinen die NS-Zeit? Was macht "jüdisch sein" eigentlich aus? Nach ansatzweisen Klärungen und der Betrachtung des absolut sehenswerten Films über den jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee "Im Himmel unter der Erde" machte sich die 8a auf den Weg in die Hauptstadt, um Historischem nachzuspüren und das große, bunte und laute Großstadttreiben zu entdecken.
„Viele Häuser, viele Autos, viele Menschen – Erwartungen, die uns fast unüberlegt durch den Kopf geisterten. In Berlin hatten wir so viel erlebt und gelernt wie lange nicht mehr. Über Groß und Klein, Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. Viel
unternahmen wir – Friedrichshain und Mitte erkundet, den Jüdischen Friedhof und das Holocaust-Denkmal besichtigt. Mit so vielen Erwartungen waren wir gekommen und sind gegangen nicht nur mit Eindrücken, sondern auch mit Erfahrungen, Bildern und Texten, in denen viele Momente fiktiv oder echt festgehalten wurden und so noch lange halten.“
So schreibt Hannah einführend in unserem Berlin-Buch, einer Collage, die nicht chronologisch oder vollständig unsere Fahrtergebnisse zusammenstellt, sondern in Ausschnitten, mit Schwerpunkten, mit ganz verschiedenen Stimmungen. Aufgeführt sind hier zwei weitere Textfacetten von Hannah, die stilistisch etwas experimentiert, wenn sie zunächst über den Jüdischen Friedhof in Weißensee und anschließend über das Holocaust-Denkmal schreibt.
„Weil Blumen vergehen und Steine immer bleiben. Von Toten umgeben und von Zeit bewacht, nicht traurig, nicht fröhlich. Wenn der Wind durch die Blätter haucht und die Sonne den Stein berührt, ist es fast wie ein Park, doch wenn das Dunkle kommt und der Gedanke sich spinnt, geht Freude verloren und Vergangenheit kommt. Es ist schön und trist zugleich, grau vor grün und grün vor grau. Sie beobachten und die Namen erinnern, woran, ist noch ungewiss. Das Geschehene vergessen und Zukunft fassen, aber wie, wenn doch jedes Grab erinnert. Die Steine bleiben, sind gelegt und bringen Erinnerung an den, der war, an das, was war, an den, der kam, an den, der ging und an das, was zu wünschen übrig bleibt.“
„Sprechen mit Blöcken ist einfach gesagt und ich tu mich schwer mit solch Schüchternheit. Sie nicht allein, ich nicht allein. Es ist grau und still, inmitten von Lärm und Farbe, alle stehen sie in einer Reihe, fassen nicht an, lassen wirken und doch sind sie alle so verschieden. Keiner gerade, keiner ganz, der Zwerg und der Riese im ewigen Tanz. Ich muss sie berühren und doch ziere ich mich, so wahren sie im Innern jeder etwas anderes. Mancher sieht sie als Grabstein an, aber wenn sie tot sind, warum kann ich hier dann so fröhlich sein?“
Dass dieser historisch-literarische Berlin-Spaziergang finanziell möglich wurde, liegt zum Einen am großen Engagement der Klasse, die selbst bei Regen und Kälte ihre Umwelt mit Waffeln und Kuchen versorgte, sowie am Zuschuss vom Verein der Freunde, dem wir an dieser Stelle sehr herzlich danken!
R. Brüggemann und Hannah W.