Phönix aus der Kohlenasche


Dunkle Wolken ziehen über ein Gewirr aus Autobahnen, am Horizont ragen zwischen scheinbar endlosen Städtelandschaften Schornsteine in den wintergrauen Abendhimmel. „Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau“ – so besingt Herbert Grönemeyer seine Heimatstadt Bochum stellvertretend für das gesamte Ruhrgebiet. Und auf den ersten Blick scheint sich seit der Blüte der Montanindustrie auch nicht viel verändert zu haben – oder doch?

Dieser Frage wollte das Geographieprofil des LMG nachgehen und sich vor Ort ein eigenes Bild von einem der interessantesten Wirtschaftsräume Europas machen.

Nachdem die Schülerinnen und Schüler sich im Unterricht mit den Ursachen und Folgen des Strukturwandels vertraut gemacht hatten, konnten sie während einer dreitägigen Exkursion mit eigenen Augen nachvollziehen, wie sich die ehemalige Kohle- und Stahlmetropole internationalen Ranges nach dem Niedergang des Bergbaus zu einem starken Wirtschaftszentrum und Wissenschaftsstandort gewandelt hat.

Dabei offenbart sich der Wandel bei genauerem Hinsehen überall – sei es während des Besuchs im Weltkulturerbe Zollverein, wo heute Besucher über das von Stararchitekt Rem Koolhaas gestaltete Gelände der ehemaligen Zeche flanieren und sich über die Geschichte der Montanindustrie informieren können. Oder aber an der ThyssenKrupp-Zentrale, die heute in einer architektonisch kühnen Glas-Stahl-Konstruktion residiert. Vielleicht aber auch bei einem Stopp im CentrO, der größten Shopping- und Erlebnismall Europas, die ebenfalls auf einem ehemaligen Zechengelände entstanden ist. Oder doch im Emscher Landschaftspark, wo in großem Stil ehemalige Industriebrachen renaturiert und rekultiviert werden? Überall konnten die Schülerinnen und Schüler mit geographischem Blick das Nebeneinander alter Industriekultur und moderner Nutzung erkennen: Dass man heute auf ehemaligen Zechengeländen forschen, studieren, tauchen, klettern und wandern gehen oder Konzerten internationaler Künstler lauschen kann, sind nur einige Beispiele eines gelungenen Strukturwandels.

Schnell wurde deutlich, dass das Ruhrgebiet viel mehr als bloß ein altindustrieller Raum ist. Sein rußiges Image des Kohlenpotts hat es längst abgelegt und präsentiert sich heute viel moderner, innovativer und grüner, als so manch einer glauben mag. Und sang nicht auch schon Grönemeyer: „Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser als man glaubt“?

K. Antal