Beeindruckende Lebensläufe


Dieser Workshop setzte sich aus drei verschiedenen Teilen zusammen und behandelte folgende Themen: jüdische Soldaten während des 1. Weltkrieges, jüdische Schüler zur Zeit des Nationalsozialismus und Auswanderung der Juden während der NS-Zeit. Dafür haben wir uns am Dienstagmorgen im Archiv des Jüdischen Museums eingefunden und sind dort direkt von Mr. Pommerance, dem Leiter des Archivs, empfangen worden. Am Vormittag durften wir in Kleingruppen unter der Leitung eines Mitarbeiters des Archivs an originalen Dokumenten, beispielsweise Urkunden, Zeugnissen, Briefen, Pässen oder Fotos, arbeiten und haben so versucht, die Lebensläufe und Geschichten einzelner jüdischer Personen oder auch Familien wie ein Puzzle zusammenzusetzten. Auch haben wir damals geltende Gesetze hinzugezogen und erfuhren so sehr viel über die Lebensumstände der jüdischen Bevölkerung in Deutschland sowohl während des 1. Wetkrieges als auch zur Zeit des Nationalsozialismus.

Die Eindrücke, die wir dabei gewonnen haben, fassten wir zusammen, um sie nach der Mittagspause der gesamten Gruppe präsentieren zu können. Diese war aber in der Zwischenzeit gewachsen: Wir haben eine jüdische Zeitzeugin und deren Tochter als Gesprächspartner zu Besuch bekommen. Die in Aachen geborene Frau Stiefel hörte sich erst die ausgearbeiteten Vorträge der Kleingruppen an und teilte anschließend ihre Erfahrungen und Erinnerungen zu den oben genannten Themen mit uns. Da Frau Stiefel aber seit ihrer Auswanderung nach England im Jahr 1938 kaum noch ein Wort Deutsch gesprochen hat und von sich selbst behauptet, nur noch Grundschuldeutsch beherrschen zu können, fand das Gespräch in einem amüsantem Mix aus Deutsch und Englisch statt. Von England aus zogen Frau Stiefel und ihre Familie bald in die USA, wo sie auch heute noch leben. Zur Zeit des Workshops war sie das erste Mal in Berlin und besuchte dort einige Male das Jüdische Museum, um sich als Zeitzeugin und Gesprächspartnerin für Schüler „zur Verfügung zu stellen“. Abgeschlossen haben wir den Workshop mit einem sehr offenen und lebhaften Gespräch, bei dem all unsere zahlreichen Fragen beantwortet wurden. Anschließend hatten wir noch die Möglichkeit, im Museum selbst weitere Eindrücke zu sammeln. Für uns Schüler war es besonders beeindruckend, mit originalen Dokumenten arbeiten zu dürfen, da sich die Möglichkeit dazu im alltäglichen Geschichtsunterricht leider nicht bietet. Es war spannend nachzuvollziehen, wie die Arbeit eines Historikers aussieht und wir man Geschichte rekonstruieren kann.

Das unübertroffene Highlight bleibt für uns aber das Gespräch mit Frau Stiefel. Wir stellten fest, dass viele von uns Geschichte auch durch ihre (Ur-)Großeltern erfahren haben, jedoch hatte noch keiner die Möglichkeit ein Gespräch mit einem jüdischen Zeitzeugen zu führen. Zudem ist Frau Stiefel eine sehr sympathische, offene und beeindruckende Person, die sehr anschaulich und emotional berichten konnte.

Für diese Erfahrungen sind wir gerade im Nachhinein sehr dankbar, vor allem auch, da es in der Zukunft immer schwieriger werden wird, Zeitzeugen zu diesen Themen zu finden.
Diesen sehr anstrengenden aber auch sehr spannenden und interessanten Tag, den wir sicherlich noch lange im Gedächtnis behalten werden, verdanken wir Frau Antal, die uns begleitet und uns erst die Möglichkeit gegeben hat, so etwas zu erleben. Dafür möchten wir an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich bedanken!

Katharina T. und Jessica K. Q4a