„Der kürzeste Weg zu dir selbst führt einmal um die Welt.“

Vielleicht habt ihr schon einmal einen Kurzaustausch gemacht? Wollt ihr vielleicht später die Welt bereisen oder sogar international arbeiten? Mögt ihr Fremdsprachen? Oder habt ihr einfach Lust auf das Abenteuer eures Lebens?
Alle diese Gründe und viele mehr sprechen dafür, ein Schuljahr lang als Jugendlicher Deutschland den Rücken zuzukehren und bei einer Gastfamilie irgendwo auf der Welt zu leben.
Ich habe mich dafür entschieden, auch wenn es nicht leicht ist, Freunde, Familie und das gewohnte Umfeld hinter mir zu lassen und das Unbekannte zu entdecken. Die wichtigsten Infos und Tipps zum Auslandsjahr lernten wir Austauschschüler auf mehreren, sehr lustigen Vorbereitungswochenenden und als ich dann am 10. August 2011 im Flugzeug nach Amerika saß, waren alle Sorgen verflogen.
Das tollste Jahr meines Lebens sollte beginnen!
Die Austauschorganisation, AFS, hatte mich im Bundesstaat Arizona platziert, von dem ich vorher absolut nichts wusste. Er liegt zwischen Kalifornien und New Mexico und nördlich der mexikanischen Grenze und ich sollte in der 70 000 Einwohner Stadt ‚Flagstaff‘ leben – also ein Kaff in der Wüste. Schon auf der Fahrt zu meiner Gastfamilie wurde klar: „Norddeutschland ist ganz weit weg und ich stecke mitten drin im Abenteuer!“ – Wüste, Kakteen, Indianer, Sonnenschein, und riesige Trucks waren von nun an Alltag. Die niedliche Stadt in den Bergen mit ihren liberalen Einwohnern ist mir schnell ans Herz gewachsen.
Als ich erfuhr, dass ich auf eine 300 SchülerInnen fassende Künstlerschule gehen sollte, die als Sport nur Frisbee und Yoga anbietet, war ich schockiert. Nicht nur deshalb war ich am ersten Schultag so aufgeregt wie selten zuvor. Aber es gibt einen simplen Trick, der einen durch solche Situationen bringt (und im Übrigen immer im Leben gut ist):
Geh‘ auf alles und jeden freundlich, ehrlich, offen und neugierig zu!
Da ein Austauschjahr kurz und eine once-in-a-lifetime-experience ist, versuchte ich, alles auszuprobieren und jede Erfahrung mitzunehmen. Dafür war diese alternative und familiäre Schule natürlich besser geeignet als eine normale High School, wie man sie aus den Filmen kennt. So wählte ich unter anderem zum Beispiel Guitar, Photo & Design und Choir als Schulfächer, und nachdem ich zuerst - wie vermutlich die meisten von euch auch – gedacht habe: „Was bitte soll ‚African Dancing & Drumming‘ sein und wer macht so etwas?“, habe ich im zweiten Halbjahr genau dabei unglaublich viel Spaß gehabt.
Auch mit meiner Gastfamilie hatte ich großes Glück. Das ältere Ehepaar war sportlich sehr aktiv, hat sich toll um mich gekümmert und war sehr weltoffen, die Vorurteile sind damit schon mal widerlegt. Gemeinsam sind wir gewandert und Ski gefahren, haben gekocht und oft nett lange miteinander geschnackt. Mit den erwachsenen Kindern sind wir auch zweimal in den Urlaub gefahren.

AFS ist die zweitgrößte Austauschorganisation weltweit und hatte daher auch vor Ort eine hervorragende Betreuung. Neben monatlichen lokalen Treffen, unternahm ich mehrere Male mit allen anderen 25 Austauschschülern von AFS in Arizona etwas. Zum Beispiel wanderten und campten wir im Mai gemeinsam im Grand Canyon und verbrachten im Juni einen sonnigen Tag im überdimensionalen ‚Water Park‘ in Phoenix.
Außerdem wurden einmalige Ausflugsangebote für uns Austauschschüler angeboten und so konnte ich eine unvergessliche Woche auf Hawaii erleben. Trotz meiner leeren Kasse danach hat es sich in jeder Hinsicht gelohnt. In der Gruppe mit 91 anderen AustauschschülerInnen aus Asien, Europa und Südamerika konnte man in einer Woche tolle Freundschaften knüpfen, durch die wir alle jetzt wertvolle Kontakte in aller Welt haben.

Das Beste an einem Austauschjahr ist meiner Meinung nach einfach die unvorstellbare Fülle an Erfahrungen, die man macht und die einem danach in jeder Lebenssituation hilft, weil man ein viel größeres Verständnis vom Leben allgemein hat. Durch diese Erfahrungen lernt man sich selbst richtig kennen. Dazu kommt, dass ich erlebt habe, wie fröhlich und glücklich Menschen zusammenleben können, egal wo sie herkommen, wie sie aussehen oder woran sie glauben. Dieses Jahr hat aus mir einen sorgloseren (Hakuna Matata!), optimistischeren und besseren Menschen gemacht. Und nebenbei kann ich mich ohne Probleme in Englisch verständigen.
Daher möchte ich jedem einzelnen empfehlen, sich einmal zu fragen, ob ein Austausch nicht etwas für sie/ihn wäre. Oder besser noch, ihr könnt mich fragen. Und wenn ihr euch dafür entscheidet, genießt es. Ich bin jetzt schon neidisch auf euch.

Jan Eike S., 12a
(eike-hsv@web.de oder auch im SV-Büro)