Wahlrecht ab 16 und neue Schuhe
Eineinhalb Stunden steht Kulturminister Ekkehard Klug unter Beschuss. Im Bildungsausschuss will ihm die Opposition ganz offensichtlich ans Leder. Dabei ist er gut gerüstet, mit neuen Lederhalbschuhen. Aber das konnten weder die SPD noch die Grünen oder die Linken sehen, sondern nur wir, die das noch frische, weiße Preisschild unter der Sohle des Ministers sahen.
Aber deswegen waren die Delegierten der 11c nicht im Landtag, denn eigentlich ging es um etwas ganz anderes. Was anfangs für uns Schüler wie ein ganz normales Erörterungsthema aussah, hatte sich innerhalb einiger Wochen – und einiger Diskussionen innerhalb der Klasse – zu einer Idee entwickelt, die es durchzusetzen galt: das Wahlrecht ab 16 auf Landesebene.
Also schrieben wir Briefe mit unserer Forderung, gespickt mit einigen unserer in den Diskussionen entstandenen Argumente, und schickten diese an diverse Parteien und Politiker. Wir erhielten drei Antworten, darunter eine Absage und glücklicherweise zwei Einladungen. Eine der Einladungen galt der gesamten Klasse und kam von dem Landesvorsitzenden der CDU in Schleswig-Holstein, Christian von Boetticher. Die zweite kam vom Petitionsausschuss des Landtags und richtete sich an eine Gruppe von fünf Delegierten unserer Klasse.
Das Gespräch mit Herrn v. Boetticher im Gebäude des CDU-Kreisverbandes in Pinneberg war für uns eine gute Erfahrung, denn Herr Boetticher attackierte uns verbal, worauf wir aber stets zu kontern wussten. Dazu dauerte es mal eben doppelt so lange wie geplant. Trotzdem verlief das Gespräch auch oft stockend. Nebenbei konnte auch Herr Zankel seinen Vorsatz, uns Schülern die Diskussion zu überlassen, nicht halten – es herrschten teilweise zu große Mei
nungsverschiedenheiten, zu denen es einen Kommentar abzugeben galt.
Danach gab es aber erst einmal etwas zu essen in dem Pinneberger Restaurant „Scheune“. Die Atmosphäre dort hat uns allen wohl auch ein wenig besser gefallen.
Beim Besuch im Petitionsausschuss am 15. Februar 2011 verlief die Vorstellung der Anwesenden deutlich schneller – und ohne viele schmückende Details über die Karriere der sich Vorstellenden – als bei dem Gespräch mit Herrn v. Boetticher. Es entstand, nach einem anfänglichen Schweigen unsererseits, eine Frage-Antwort-Runde, auf deren Fragen wir allerdings nach einigen miteinander absprechenden Blicken ohne Probleme antworten konnten.
Dies war für uns alle sehr spannend, da wir hautnah miterleben konnten, wie die Politik funktioniert, auch wenn wir nicht unbedingt immer alles auf Anhieb verstanden. Nebenbei war für uns auch ein anderes Thema sehr interessant, das im Bildungsausschuss, den wir ebenfalls besuchten, auf der Tagesordnung stand: Es ging u.a. um die Frage, ob acht Jahre Gymnasium oder neun Jahre mehr Sinn machen. Aber wie das nun einmal so ist, schweift der Blick auch ab und man macht schöne Entdeckungen, wie zum Beispiel ein kleines Preisschildchen an den Schuhen unseres Bildungsministers.
Franziska N., 11c