Das Ende einer Ära

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Mit der Schulleitung unter Herrn Lohmann geht eine lange Ära zu Ende, die große Lücken an unserer Schule hinterlassen wird. Dem Meyn Info, das Herr Lohmann immer tatkräftig unterstützt hat, indem er nicht nur viele eigene Beiträge schrieb, sondern auch bei der Fehlerkorrektur tatkräftig mithalf, gab er ein ausführliches Interview über seine Zeit an der Spitze unseres Gymnasiums.

Breuer: Seit wann stehen Sie an der Spitze unserer Schule?

Lohmann: Am 22.01.1989 wurde ich vom Schulleiterwahlausschuss in dieses Amt gewählt, seit Februar 1989 leite ich diese Schule.

Breuer: Wie hat sich die Schule in dieser Zeit verändert?

Lohmann: Ziemlich rasant! Zum einen lag das daran, dass sich mit jedem Regierungswechsel in Kiel auch die Schulpolitik und die schulpolitischen Vorgaben änderten und diese natürlich auch im LMG umgesetzt werden mussten, zum anderen öffneten sich die Schulen – also auch unsere – viel stärker als noch vor 20 Jahren der Außenwelt: Lernorte außerhalb der Schule, Berufs- und Wirtschaftspraktika, Suchtprävention, Sexualerziehung, „Girls` Day“, Sozialer Tag, Zeitungswerkstätten, Jahrgangsfahrten, aber auch nur 5 Unterrichtstage pro Woche und Mittagessen inklusive Betreuung in der Schule sind heute selbstverständlicher Teil unseres Schulalltags. Diese Veränderungen sorgen mit dafür, dass Schule zwar lebensnäher und vielfältiger, aber auch hektischer und unübersichtlicher ist als noch in den 80er Jahren.

Breuer: Was hat ein Schulleiter eigentlich alles zu tun?

Lohmann: Laut Schulgesetz trägt der Schulleiter die Verantwortung für den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule und deren Fortentwicklung, das dem Schulzweck dienende Vermögen und die Verwaltung seiner Schule im Rahmen der geltenden Rechts- und Verwaltungsvorschriften. Er ist (zum Glück!) weiterhin Lehrer und Pädagoge, vertritt die Schule nach außen, zum Beispiel gegenüber dem Schulträger, und ist der Dienstvorgesetzte der Lehrkräfte sowie auch weisungsberechtigt gegenüber den an der Schule tätigen Beschäftigten des Schulträgers. Er trägt somit die Gesamtverantwortung für die Schule. Das kann er natürlich nicht allein. Daher delegiert er einen Teil seiner Aufgaben auf andere Lehrkräfte im Kollegium und ist angewiesen auf die Zustimmung und Unterstützung der Mehrheit der Lehrer/innen, Schüler/innen und Eltern – insbesondere in den schulischen Gremien. Gegen eine dieser drei Gruppen lässt sich auf Dauer keine Schule führen.

Breuer: Welche Tätigkeiten sind Ihnen angenehm, welche eher nicht?

Lohmann: Um mit dem Unangenehmen zu beginnen: Die Verwaltungsarbeit, die leider wie überall immer mehr Zeit frisst, befriedigt am wenigsten. Als belastend empfinde ich auch den derzeitigen Lehrermangel und die dadurch bedingte ständige Suche nach geeigneten Lehrkräften, ferner die Konflikte, die immer mal wieder entstehen, weil einzelne Eltern oder Lehrer/innen aus ihren Rollen fallen bzw. unprofessionell handeln. Auch rücksichtsloses Verhalten gerade von älteren Schüler/innen stört mich sehr. Vieles aber in der Schule macht mir Spaß wie eh und je, besonders das tägliche Zusammensein mit jungen Menschen und jung gebliebenen Kollegen/Kolleginnen. Das gibt es nur in wenigen Berufsfeldern – und das empfinde ich als ein Privileg des Lehrerberufes. Auch freue ich mich jedes Jahr auf die Begrüßung der Fünftklässler und die Verabschiedung der Abiturienten/innen (inkl. Abiball), die Theateraufführungen und Musikabende sowie andere Höhepunkte in unserem Schulleben.

Breuer: Was zeichnet unsere Schule nach Ihrer Meinung aus?

Lohmann: Vorteilhaft finde ich den trotz seiner Größe recht homogenen Einzugsbereich, die für einen Kreis wie Pinneberg lange Tradition unserer Schule, die kooperative und freundliche Schüler- und Elternschaft, die Professionalität der Lehrkräfte, Sekretärinnen und Hausmeister, das sehr große Angebot an außerunterrichtlichen Aktivitäten, die meist entspannte Atmosphäre in unserer Schule. Hier lässt es sich gut arbeiten und es wird auch offensichtlich gute Arbeit geleistet. Das ist jedenfalls der Tenor der Rückmeldungen über unsere Schule.

Breuer: Welche sind die Schwerpunkte ihrer Arbeit?

Lohmann: Die Schwerpunkte haben sich – was den Zeitaufwand betrifft – im Laufe meiner Dienstzeit verlagert – vom pädagogischen immer mehr zum administrativen und personalpolitischen, leider. Schwerpunkt in den letzten zehn Jahren waren und sind auch weiterhin die Sanierung und Modernisierung (inklusive Neubauten) der Gebäude sowie die Schaffung einer Infrastruktur für G8 und für den Offenen Ganztagsunterricht. Leider stehen wir hier noch am Anfang. Denn Mensa, Infothek und Mittagsbetreuung sind nur erste Schritte.

Breuer: Was konnten Sie als Schulleiter erreichen?

Lohmann: Die sächliche Ausstattung unserer Schule ist heute gut, zum Teil auch sehr gut. Der Großteil unserer Räume ist saniert bzw. neu errichtet worden. Wir haben derzeit – außer in evangelischer Religion und Philosophie – eine volle Unterrichtsversorgung (also genügend Lehrkräfte) und das schon erwähnte sehr breite Angebot an Arbeitsgemeinschaften, Präventionen, Förderungen, Projekten, Schulpartnerschaften und Veranstaltungen. Besonders freut es mich, dass unsere Cafeteria nun schon bald 21 Jahre von so vielen Müttern engagiert und ehrenamtlich getragen wird und dass wir mit der Studienstiftung und dem „Verein der Freunde und Ehemaligen“ Institutionen haben, die Begabungen und Projekte in unserer Schule finanziell fördern und so unseren Bildungsauftrag unterstützen.

Breuer: Ihr Tipp, wie Schule auch in Zukunft gut funktioniert:

Lohmann: An Schüler/innen:

Als Schülerinnen und Schüler solltet ihr unbedingt auch die außerunterrichtlichen Angebote der Schule nutzen. Da seid ihr – anders als in der Klasse – mit Gleich-Interessierten zusammen, macht das, was ihr macht, viel intensiver und erlebt Schule so sehr positiv.

An das Kollegium:

Bei so viel geballter Kompetenz sollten die Kollegen/innen sich ihrer Stärken stets bewusst sein und sich ihre Arbeit nicht schlecht reden lassen. Gute Rahmenbedingungen sind für die schulische Arbeit sehr hilfreich, garantieren aber noch keine gute Schule. Die gibt es nur dann, wenn Lehrkräfte fachlich fit und pädagogisch ambitioniert sind.

An die Eltern:

Eine engagierte Elternschaft ist eine Macht, die von Presse und Politik sehr wohl wahrgenommen, manchmal auch hofiert oder aber gefürchtet wird. Eltern und Lehrer/innen sowie Schüler/innen sollten bei wichtigen Vorhaben mit einer Stimme sprechen, gegebenenfalls auch lautstark. Das wirkt (siehe Mensa).

An das Ministerium:

Die Schulaufsicht sollte noch mehr auf die Basis hören; das verhindert unpraktikable Bestimmungen und so eine „Reform der Reform“ oft schon nach einem Jahr.

Breuer: Was werden Sie nicht vermissen?

Lohmann: Die Korrektur von Klausuren und Klassenarbeiten, Zensurenkonferenzen, Beurteilungen von Lehrkräften, Auswahlgespräche, die Beschäftigung mit Beschwerden und das Einwerben von finanziellen Mitteln beim Schulträger.

Breuer: Was auf jeden Fall?

Lohmann: Den täglichen Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern, die mal kurzweiligen, mal intensiven, auch kontroversen Gespräche mit meinen Kollegen/innen, Elternvertreter/innen und auch einzelnen Schülerinnen und Schülern, den Klönschnack mit den Cafeteriamüttern, das Planen und Bauen, die Vielfalt des Schullebens, die Annehmlichkeit von zuarbeitenden Schulsekretärinnen, die mir nicht wenig von dem abgenommen haben, was ich jetzt allein machen muss – also vieles, was anregend ist und alle Mühen wert war. Davon Abschied zu nehmen, fällt mir nicht leicht.

Breuer: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Lohmann: Ich möchte mein beruflich erworbenes Wissen und Können gerne in eine ehrenamtliche Tätigkeit einbringen, zum Beispiel im Vorstand der Chorknaben Uetersen. Außerdem werde ich verstärkt das machen, was bis jetzt zu kurz kam: selbstbestimmt lesen, basteln (Modellbau), kochen lernen, mich körperlich fit und natürlich den Kontakt zum LMG halten.

Breuer: Herr Lohmann, wir danken Ihnen für das ausführliche Interview und die Zeit, die Sie sich dafür genommen haben. Wir wünschen Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute und hoffen, dass Sie Ihre Pläne und Wünsche im privaten und im ehrenamtlichen Bereich bei bester Gesundheit und Kraft verwirklichen können. Noch bleiben Sie uns ja ein paar Monate erhalten, aber auch darüber hinaus wäre es schön, Sie ab und an auf den heimischen Fluren, bei kulturellen Events oder in der Cafeteria wiederzusehen. So ganz können wir uns im Augenblick eine Schule ohne Sie nicht vorstellen.