Traumberuf oder langes Gähnen

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Speziell an alle künftigen 12. Klassen gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: Das Wirtschaftspraktikum erfordert von der Bewerbung bis zum Verfassen des Berichts einen enormen Arbeitseinsatz. Wer sich jedoch rechtzeitig um einen (sinnvollen) Platz bemüht, hat die Chance, zwei unvergessliche Wochen zu erleben.

Während Ihr nun, lieber 11. Jahrgang, in der Vorbereitung stecken solltet, sind wir dabei, unsere Erfahrungen im Bericht zusammenzufassen. Diese könnten unterschiedlicher nicht sein. Schon bei der Wahl der Betriebe offenbart sich eine unheimliche Bandbreite: Reedereien, Pharmaindustrie, chemische Industrie, Krankenhäuser, Baumschulen, Verlage, aber auch Supermärkte oder das DESY. Entsprechend unterschiedlich fällt auch das Fproj.22.praktwoikemittel2.jpgazit aus. Für die einen scheint es, als hätten sie zwei Wochen in ihrem Traumberuf gearbeitet, sodass sie bereits die Weichen für ihre berufliche Laufbahn in diesem Unternehmen gestellt haben. Für andere waren die zwei Wochen nur mit Koffein zu ertragen. Ernüchtert stellte man fest, dass das Berufsleben noch langweiliger ist als die Schule und dass tatsächlich alle Beamtenwitze wahr sind.

Am Ende stehen jedoch auch für die unglücklichen Praktikanten interessante Einblicke, und sei es ganz einfach, dass man seiner Berufswahl per Ausschlussverfahren näher gekommen ist. Schwer zu verkraften hingegen bleibt es, dass ausgerechnet der witterungsbedingte Schulausfall in die Praktikumszeit fiel. Zum Glück konnte eine Wiederholung des “Jahrhundertereignisses” eine Woche später die Gemüter besänftigen.

Tipps zur Praktikumswahl

Wie bekomme ich einen Praktikumsplatz? – Von Beziehungen und absurden Regeln

Zweifellos sind zwei Wochen in der realen Arbeitswelt dann doch als Zeitspanne zu lang, um sie einfach irgendwo abzusitzen. Schon allein um des Berichts willen, der übrigens die WiPo-Klausur in 12.2 ersetzt, sollte die Wahl des Praktikumsplatzes die Interessen widerspiegeln. Egal, ob man kreativ oder technisch motiviert ist, die Bewerbung sollte extrem früh erfolgen. In jedem Fall ist es ratsam, frühere Praktikanten des Betriebes zu proj.22.prakt.woike.mittel11.jpgkontaktieren, denn echte Selbstgänger unter den Unternehmen gibt es nicht. Auch gerade bei den lokalen Riesenbetrieben hört man oft von mäßigen bis katastrophalen Praktika. Lasst Euch nicht von Absagen entmutigen. Durch die (zu) knapp bemessene Zeit wird es für alle Praktikanten unmöglich bleiben, sich von der Belastung zur echten Unterstützung zu entwickeln. Das sollte jederzeit klar sein, denn dadurch wird es für Betriebe schwierig, Unmengen von Praktikanten aufzunehmen.

Gerade deshalb spielen Beziehungen für den Erhalt eines Platzes eine enorme Rolle. Das ist absolut normal, denn oft sind gewisse Plätze, vor allem für Minderjährige, ohne die entsprechenden Kontakte nicht zu ergattern.

Besonders unter diesen Gesichtspunkten erscheint die Regel, die Schülern Betriebe verbietet, in denen Verwandte beschäftigt sind oder die bereits für das Praktikum der Geschwister herhalten mussten, relativ sinnfrei und realitätsfern. Selbst Mitglieder des Kollegiums halten die Befürchtung, man würde bei den (kleinen) Geschwistern abschreiben, für unbegründet. An alle Schüler gilt deshalb die dringende Empfehlung, sich in Zweifelsfällen eine schriftliche Bestätigung aller Verantwortlichen geben zu lassen. Auch die Tatsache, dass Euer Fachlehrer die Veröffentlichung der Regeln verschlafen hat, interessiert nämlich niemanden und schützt nicht davor, den Praktikumsplatz zu verlieren.

Praktikumszeugnis

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Sinnvoll abrunden lässt sich ein Praktikum mit einem durch den Betrieb ausgestellten Zeugnis. Das heißt aber nicht, dass alles, was dort schwarz auf weiß steht, auch so gemeint ist.

Praktikumszeugnisse sind ein wichtiger Indikator für die Qualität eines Betriebes, da sie ein Maß für die Mühe darstellen, die in den Praktikanten investiert wurde. Vielen Betrieben ist ein Zeugnis zu viel Aufwand, frühzeitig sollte man deshalb bei den Verantwortlichen nachhaken, um sich eine ausführliche Beurteilung, die Bestandteil des Berichts und zukünftiger Bewerbungen sein kann, zu sichern. Obwohl es scheint, der Inhalt würde sich auf den ersten Blick erschließen, so sind solche Zeugnisse eine Klasse für sich. Nur beim genaueren Hinsehen findet sich Kritik. Wenig schmeichelhaft ist es, wenn der Praktikant „am Ende des Praktikums unter Aufsicht die alphabetische Ablage ausführen konnte“. Wer „zum Betriebsklima beigetragen hat“, sollte sich zurückerinnern, wie oft er betrunken zur Arbeit erschienen ist. Ein offener Angriff sind Formulierungen wie „hat sich im Exportbereich informieren können“. Allein durch das Verb „können“ wird sein Verhalten kritisiert, denn offensichtlich hat der Praktikant jene Möglichkeit nicht wahrgenommen. Darüber hinaus sollte die Arbeit nicht „zur vollen Zufriedenheit“ erledigt werden, denn dies entspricht doch eher einer mageren Leistung. Besser ist da schon „stets zur vollsten Zufriedenheit“. Einen versöhnlichen Abschluss erkennt man, wenn der Betrieb dem Praktikanten „für seine Zukunft alles Gute wünscht“.

Ágnes K., Anna L., Sarah B. (alle 12b) und Lukas W. (12c)