Genua, Barcelona und Istanbul, an all diesen Partyhochburgen waren wir - nicht, sondern in Frankreich und Belgien.
Zu viel Fahrradfahren, zu wenig zu essen, Handyverbot, schlechtes Wetter und zu viele Schulsachen waren unsere Befürchtungen. Auch als Herr Schmidt uns den Zeitplan der Fahrt und Referatsthemen austeilte, waren wir generell nicht so begeistert. Das einzige, das Herrn Schmidt störte, war dass die Tour de France durch UNSERE Route verlief.
So standen wir also alle um kurz vor fünf am Morgen mit Frau Linkhorst, Herrn Schmidt und Herrn Raithel, der extra kam, um uns zu verabschieden, am Bus, um uns auf die Spuren des Ersten Weltkriegs zu begeben. Nach 13 Stunden gemütlicher Busfahrt kamen wir dann auch in Verdun – der ersten Station unserer Studienfahrt- an.
Am nächsten Tag erst, als wir die Innenstadt Verduns schon verlassen hatten, sahen wir die mahnenden Überreste auf den ehemaligen Schlachtfeldern des ersten Weltkriegs - Gebiete die soweit das Auge reichte von Granatentrichtern geprägt waren und ehemalige Dörfer, in denen nichts mehr außer einer wiederaufgebaute Kirche, stand. Unsere Wanderung führte uns auch zum „Fort Douaumont“ und später in das Beinhaus von Douaumont. Dieses Gebäude ist eine Grabstätte für mehr als 130 Tausend Soldaten, die nicht mehr identifiziert werden konnten. Die dortigen Schlachtfelder aus dem ersten Weltkrieg, die das Beinhaus umgaben, waren komplett mit weißen Kreuzen bedeckt und sollen den Soldaten gedenken. Ein sehr mitreißender Besuch, durch den man etwas mehr das Ausmaß begreifen konnte.
Unsere nächste Station war Versailles, der Ort, an dem der Friedensvertrag von Versailles 1919 im Spiegelsaal des prunkvollen Schlosses unterzeichnet wurde. Einen Besuch dort konnten wir uns nicht entgehen lassen, genau wie eine abendliche Fahrt in die Stadt der Liebe nach Paris.
Dort hatten wir dann auch den Abend frei, trafen uns mit dem Musikprofil, das auch dort war, und stellten unter anderem fest, dass man, wenn man Pommes bestellt, mit einer Tüte Apfel rechnen sollte. Trotz ein paar Problemen mit der fremden Sprache, schafften wir es immer uns mehr oder weniger verständlich zu machen.
Der nächste Tag führte uns nach Compiégne, wo 1918 in einem Eisenbahnwaggon das Ende der Kampfhandlungen zwischen den Truppen Deutschlands und der Entente Mächte unterschrieben wurde, sowie nach Péronne und endete mit einem gemeinsamen Kochen auf einem Ponyhof.
In Belgien fuhren wir nach Flandern auf die „Valet Farm“. Ein alter Bauernhof – dachten wir bis wir die modernen Zimmer betraten, die die komfortabelste Unterkunft unserer Reise war. Der Besitzer der Farm findet auch heute noch Dinge aus dem ersten Weltkrieg, die er in seiner Scheune für seine Gäste ausstellt. Unter den Gegenständen befinden sich Granatensplitter, Teile der Ausrüstungen, Waffen und Überreste von Giftgasangriffen, die es rund um Ypern gab.
Von dort aus fuhren wir mit geliehenen Rädern und durch die Tour de France gestört in ein Museum, das uns über den Weltkrieg informieren sollte und seine Wirkung keineswegs verfehlte.
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Anschaulich, war der Kriegsalltag dargestellt, wie ihn Millionen Soldaten erlebten. Wir konnten den Geruch von Senfgas nachempfinden, durch Schützengräben laufen, Teile der damaligen Ausrüstung anprobieren und mehr über einzelne Schicksale erfahren. Ein Ort, der jeden aus der Klasse veranschaulichen konnte was damals passierte.
Außerdem schauten wir in Ypern bei einer Zeremonie zu, die seit 1928 täglich zu Ehren der Opfer des ersten Weltkriegs veranstaltet wird und besuchten einen englischen Friedhof. Auf diesem Friedhof bekam jeder eine Rose, die er an einem Grab niederlegte mit unserer Begründung, wieso es keinen Krieg mehr geben sollte. Ich persönlich finde, dass es nie wieder Krieg geben sollte, weil aus keinem Krieg der Welt jemals ein Gewinner hervorgehen wird.
Insgesamt spreche ich vermutlich für den größten Teil der Klasse, wenn ich sage, dass die Studienfahrt eine der besten Fahrten war, die uns passieren konnte. Wir haben unbeschreiblich viele Eindrücke gewinnen können, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden und aus anonymen Zahlen viele einzelne Schicksale gemacht haben. Diese Eindrücke dokumentieren wir im Seminarfach Geschichte, indem wir in Gruppen Broschüren unter dem Titel „Uetersener Schüler auf den Spuren des 1. Weltkriegs“ erstellen.
Auch wird es am 18. Dezember 2014 eine Veranstaltung geben, bei der wir Olaf Jessen, den Autoren des Buches "Verdun 1916" als unseren Gast haben. Er wird aus seinem Buch lesen und wir werden Erfahrungen von unserer Fahrt schildern.
Insgesamt war es eine sehr mitreißende, emotionale und interessante Fahrt, die wir im Nachhinein nur empfehlen können, auch wenn Herr Raithel uns leider nicht begleiten konnte.
Durch das Schauen von allen wichtigen WM Spielen und unserem gemeinsamen Mitfiebern entwickelte sich eine echte Gemeinschaft. Alte Freundschaften wurden gefestigt, während gleichzeitig neue entstanden. Außerdem wissen wir jetzt, dass man fast aus dem Schloss Versailles rausgeworfen wird, wenn man nach einem deutschen Fußballsieg über Frankreich mit einer großen Fahne über den Vorplatz läuft.
Vielen Dank an Herrn Schmidt für diese gut geplante Fahrt!
Katharina E., Q1.h